Oberhaching - so bemerkenswert wie seine Geschichte

Seit Jahrtausenden leben Menschen im Hachinger Tal. Zahlreiche archäologische Funde dokumentieren, dass Oberhaching seit der jüngeren Steinzeit (etwa 2000 v. Chr.) dauerhaft besiedelt ist.

Die Spuren der Kelten sind bis heute an Keltenschanzen zu sehen. Die Römer hinterließen die Römerstraße und von den Bajuwaren stammen die Reihengräber aus dem 6. Jahrhundert n. Chr.. Um 550 n. Chr. wurden südlich von München Rodungen vorgenommen - die Ortschaften, deren Namen mit "-ing" enden, zeugen noch heute von diesen Ursprüngen. "Haching“ findet in einer Schäftlarner Urkunde erstmals im Jahre 806 Erwähnung. Bereits ein halbes Jahrhundert früher jedoch, um 749/50, wird in einer dörflichen Siedlung im Bereich des heutigen Oberhachinger Ortskerns eine dem Heiligen Stephan geweihte Kirche errichtet.

Im Jahre 1003 verleiht König Heinrich II. dem Grafen Albero das Jagdrecht „in der Grafschaft des Friedrich, der in Haching zu Gericht sitzt“. Die Verleihungsurkunde belegt, dass Haching Sitz des Gaugrafen und des Grafengerichts war. Im hohen Mittelalter (um 1200 n. Chr.) wird St. Stephan schließlich zur Mutterkirche einer großen, acht Filialen umfassenden Pfarrei.

Furth, an einer Übergangsstelle über den Hachinger Bach gelegen, taucht erstmals 1172 in den schriftlichen Quellen auf, Deisenhofen ("die Höfe des Tiso") um 1080. Schon 788 erscheinen Oberbiberg und Kreuzpullach in Urkunden.
Zunächst Teil der Grafschaft Wolfratshausen, wird der rein bäuerlich geprägte Oberhachinger und Oberbiberger Siedlungsraum im 13. Jahrhundert gänzlich in das wittelsbachische Herzogtum eingegliedert. Vom 13. bis in das beginnende 14. Jahrhundert hinein gehören die Ortschaften im Hachinger Tal und im Oberland zum Landgericht Wolfratshausen.
Nach 1808 werden Furth, Deisenhofen und Oberhaching zur Gemeinde Oberhaching. Gerblinghausen, Jettenhausen, Oberbiberg, Ödenpullach und Kreuzpullach bilden die Gemeinde Oberbiberg.

Seit dem 1. März 2023 gibt es in Kreuzpullach erstmals Straßennamen. Bis dato hatten die Gebäude im Ort nur Hausnummern, die kreuz und quer in dem kleinen Weiler verteilt waren, da sie sich danach richteten, wann das jeweilige Gebäude errichtet wurde. Das Problem: Die Navigationsgeräte von Fahrzeugen finden die entsprechenden Häuser nicht. Paketzustellern und auch Rettungsdiensten bereitete das große Schwierigkeiten. Aus den Reihen der Kreuzpullacher wurde an Bürgermeister Stefan Schelle deshalb der Wunsch nach Straßennamen für den Ortsteil herangetragen. Vier Vorschläge hat die Verwaltung erarbeitet und den Kreuzpullachern präsentiert: die Arbeostraße, der Schlossweg, der Heilig-Kreuz-Weg und der Lehnerweg. Der Freisinger Bischof Arbeo hatte die Heilig-Kreuz-Kirche eingeweiht. Der Schlossweg wurde nach seiner Nähe zum Schloss benannt. Heiliges Kreuz wurde als Namensgeber der Kirche bedacht und Petrus von Lehner, damaliger Hofkammerrat, ließ die Kirche errichten und finanzierte den Bau zum Teil mit eigenem Geld. Ihm wurde der Lehnerweg gewidmet. Die laufende Nummerierung der neuen Straßen wurde von Ödenpullach kommend vorgenommen. Weitere Informationen sowie ein Straßenverzeichnis finden Sie hier.

Mit dem Bau der Eisenbahnlinie von München nach Rosenheim erhält Deisenhofen im Jahre 1857 einen Bahnhof. Nachdem die Eisenbahnlinie von München Ost nach Deisenhofen 1898 fertig gestellt ist, gilt das Hachinger Tal als ein beliebtes Ausflugsziel der Münchner. Zugleich weiten sich die Siedlungen aus und die Bevölkerungszahl steigt allmählich an. Ein gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Strukturwandel setzt ein. Dieser beschleunigt sich nach 1945 und nach der Integration der Flüchtlinge und Heimatvertriebenen.

In der zweiten Hälfte der 60er Jahre werden die Weichen für die weitere Gemeindeentwicklung gestellt. Konkrete Überlegungen, Siedlungsdichte und Bevölkerungszahl erheblich zu steigern, setzen sich nicht durch. Ein bis zu 70.000 Einwohner möglich machender Flächennutzungsplan verschwindet infolgedessen in der Schublade.

Oberhaching will eine eigenständige Gemeinde bleiben, will Arbeiten und Wohnen im Grünen ermöglichen und sich klar von urbanen Strukturen abgrenzen. Im Rahmen der Entwicklungsplanung wurde in diesem Zusammenhang Mitte der 70er Jahre erstmals in Bayern eine für alle Bauvorhaben in der Gemeinde gültige Ortsbausatzung erlassen.

Im Zuge der Gemeindegebietsreform wurde das Gemeindegebiet Oberhaching 1978 um die bisherige Gemeinde Oberbiberg und den Grünwalder Ortsteil Laufzorn erweitert.

Auf dem Kyberg entstanden Gymnasium und Hauptschule, Kindergärten wurden gebaut, das Wohnungsangebot durch gemeindeeigene Wohnungen und durch Einheimischenprojekte verbessert und nach langen Verhandlungen konnte die Ortsumgehungstrasse M11 realisiert werden.

Die Weichen wurden richtig gestellt: Die Menschen leben gerne in Oberhaching. Sie genießen die Vorteile des Ballungsraumes München und leben doch nicht in der Stadt. Sie wohnen in ländlicher Umgebung und doch nicht in einem kleinen Dorf. Oberhaching ist überschaubar und eigenständig geblieben.

Und: Oberhaching ist eine ganz besonders lebendige Gemeinde. Ein stimmiges Ortsbild kann durch Ortsbausatzungen geregelt werden. Kulturelles Leben kann mit viel Geld inszeniert werden. Eine lebendige Gemeinde aber kann nur entstehen, wenn sich viele einbringen, wenn sich die Menschen nicht hinter hohen Mauern, Hecken oder Zäunen verstecken, wenn sich Bürgerinnen und Bürger in vielfältiger Weise für ihre Heimatgemeinde und die Mitbürger engagieren.

Diese Eigenständigkeit und Lebendigkeit zu fördern ist die größte Herausforderung in den nächsten Jahren. Für eine positive Entwicklung braucht Oberhaching auch in Zukunft stabile soziale Strukturen, ehrenamtliches Engagement und ein Miteinander in der Gemeinde.