Oberhaching kann auf eine etwa 4.500-jährige Besiedelungsgeschichte zurückblicken. Der älteste Fund, ein jungsteinzeitliches Kupferbeil, datiert in das 3. Jahrtausend v. Chr. Etwa aus dieser Zeit stammen auch die ersten Nachweise für Menschen im Hachinger Tal. Der Hachinger Bach war seit jeher als Wasser-, Nahrungs- und Energielieferant Lebensader für die Region. Während die spätkeltischen Viereckschanzen aber auch die Römerstraße heute noch gut im Gelände sichtbar sind, gibt es eine Vielzahl weiterer Denkmäler und Fundorte, die heute weitestgehend nicht mehr oberflächlich erkennbar sind, zum Teil aber ausgegraben wurden.
Anlässlich des Jubiläums „1275 Jahre Oberhaching“ nahm sich die Gemeinde der Aufgabe an, Geschichte und archäologische Zeugnisse mit Blick auf den aktuellen Forschungsstand sowohl digital als auch analog zu vermitteln. Die Vergangenheit der Gemeinde wird so durch verschiedene Projekte für alle erfahr- und greifbar:
Neue Infotafeln zu Bodendenkmälern
Ein Spaziergang durch die Gemeinde wird jetzt zur Reise in die Vergangenheit: An verschiedenen historisch bedeutsamen Punkten wurden neue Informationstafeln aufgestellt, die spannende Einblicke in die Geschichte, Archäologie und Entstehung der Region um Oberhaching bieten.
Die alten Informationstafeln enthielten überwiegend Informationen, die nicht mehr dem aktuellen Stand der Forschung entsprachen. In enger Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege wurden diese Tafeln komplett überarbeitet und neugestaltet, um die Geschichte der Gemeinde lebendig und verständlich zu vermitteln. Wussten Sie zum Beispiel, dass die zwei Schanzen bei Deisenhofen (1 und 3) zu den größten der 390 bislang in Bayern entdeckten Anlagen gehören?
Besonders erfreulich ist die Mitwirkung von Dr. Walter Irlinger (Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege), der als einer der führenden Experten für Viereckschanzen die Texte für diese Tafeln verfasst hat. Als Experte für die Römerzeit konnte Hans-Peter Volpert gewonnen werden. Die neuen Tafeln sind nicht nur inhaltlich aktualisiert, sondern auch mit ansprechenden Illustrationen, Fotos und Karten versehen, die die historischen Fakten anschaulich und greifbar machen.
Neben den überarbeiteten Tafeln wurden auch an neuen, geschichtlich interessanten Standorten Schilder angebracht, etwa hinter dem Rathaus auf dem Kyberg (2), an der Römerstraße in Deisenhofen (4) oder vor dem Steinbruch im Gleißental (6). Insgesamt finden sich die Tafeln nun an 9 Standorten im Gemeindegebiet:
(1) Viereckschanze im Lanzenhaarer Feld (mit Einführung und Überblick zu keltischen Viereckschanzen)
(2) Geologie und Besiedelung des Hachinger Tals/Kyberg (hinter dem Rathaus)
(3) Mehrfachschanze „Im Loh“
(4) Die Oberhachinger Römerstraße
(5) Viereckschanze im Laufzorner Holz
(6) Steinbruch im Gleißental
(7) Viereckschanze bei Kreuzpullach
(8) Viereckschanze Oberbiberg
(9) Hochäcker bei Jettenhausen
Viereckschanzen digital – mit modernsten Methoden auf den Spuren der Kelten
Die Firma ArcTron 3D GmbH wurde – in enger Kooperation mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Dr. Walter Irlinger), dem Landesamt für Digitalisierung, Breitband und Vermessung sowie der Gemeinde Oberhaching – mit der Erstellung von Videos zu den Viereckschanzen betraut. Dabei entstanden nicht nur Videoaufnahmen, sondern auch interaktive 3D-Modelle, die zusammen mit Luftbildern hier präsentiert werden.
ArcTron - Viereckschanzen digital
Archäologischer Rundgang in der OHA-App
Fast jeder kennt Oberhachings Viereckschanzen. Aber wissen Sie, wie groß die Schanze im Lanzenhaarer Feld wirklich ist? Wie und wo man die Römerstraße im Gelände erkennen kann? Was Oberhachings ältestes Fundstück ist? Oder wo man noch Reste von Grabhügeln im Wald entdecken kann und was darin gefunden wurde? Der Rundgang „Römer, Kelten & Bajuwaren“ in der OHA-App ist als Fahrradtour angelegt und führt Interessierte zu zahlreichen Bodendenkmälern und Funden, die einen Bogen von der Jungsteinzeit bis in das frühe Mittelalter spannen.
Grubenhausbau
Unterhalb der Mittelschule entstand im Jubiläumsjahr ein Grubenhaus, das die Archäologen Hans Peter Volpert und Dr. Melanie Marx zusammen mit den Oberhachinger Pfadfindern, dem Stamm Kelten, mit traditionellen Baumaterialien und Methoden gebaut haben. Als Grubenhaus werden Gebäude bezeichnet, die ganz oder teilweise in den Boden eingetieft sind. Dieser Bautyp ist in vielen Ländern der Welt belegt. Für frühmittelalterliche Grubenhäuser ist eine von zwei oder sechs Pfosten getragene Konstruktion typisch. Um genügend Raumhöhe zu gewinnen, wurde zunächst die Innenfläche in den Boden eingetieft und der Rand der so entstandenen Grube durch Blockwände oder Flechtwerk gegen Abrutschen gesichert. Die Grundfläche liegt bei durchschnittlich zwei oder drei Metern. Der Boden ist nur festgestampft. Grubenhäuser standen nie alleine, sondern immer in einem funktionalen Bezug zu den größeren Gebäuden einer Siedlung. Sie dienten wohl vor allem als Lager oder Werkstatt, nicht als Wohnhäuser. Den Hügel hatte denkmalschutzrechtliche Auflagen notwendig gemacht: So konnte man einen Eingriff in den Boden vermeiden.
Römerwagenbau
Unter der fachkundigen Anleitung des Archäologen Hans Peter Volpert haben vier Oberhachinger einen römischen Wagen nachgebaut. Initiiert worden war das Projekt von der Gemeinde, um im Jubiläumsjahr ein Stück Geschichte lebendig werden zu lassen und die Bedeutung der alten Römerstraße in Oberhaching zu verdeutlichen. Diese spielte einst eine wichtige Rolle als Teil der West-Ost-Verbindung zwischen den Provinzhauptstädten Augsburg und Salzburg. Trotz ihres Alters und Mangels an Instandhaltung seit dem 5. Jahrhundert ist der Verlauf der Straße im Gemeindegebiet in Deisenhofen noch heute gut erkennbar. Der römische Wagen, der einem originalen Römerwagen mit einer Achse nachempfunden ist, wurde mit modernen Werkzeugen und Unterstützung der Firma Walleitner gebaut.
Lehmofenbau
- Text folgt -