Ausgangslage
Die Bevölkerung im Ballungsraum wächst deutlich, in Oberhaching ganz bewusst eher moderat. Vor allem junge Familien und damit viele Kinder ziehen ins Münchner Umland. Das hat unmittelbare Auswirkungen auf die Schulen, die vielerorts mehr als ausgelastet sind, wie beispielsweise in Taufkirchen und Holzkirchen.
Bei der Aktualisierung der Schulbedarfsplanung des Landkreises München wurde für die Bereiche Realschule, Gymnasium und FOS/BOS festgestellt, dass aufgrund des erwarteten starken Anstiegs der Einwohnerzahl eine weitere Realschule und eine neue FOS im Süden des Landkreises nötig sind.
Der Kreistag fasste 2017 den Beschluss, in Oberhaching einen Schulcampus mit Realschule und Fachoberschule mitsamt Mensa und Sporthalle zu realisieren. Die beiden Schulen sollen jeweils Platz für bis zu 600 Schüler bieten.
Standort
Der Gemeinderat hat sich am 28. Juli 2020 einstimmig für das bestens per ÖPNV und Fahrrad erreichbare Areal westlich des Deisenhofener Bahnhofs als Standort für den Schulcampus mit Sport- und Veranstaltungshalle ausgesprochen. Mehr
Planungsvorgaben
Für den anvisierten Schulcampus sowie dessen funktionale Einbindung in die nähere Umgebung hat der Gemeinderat konkrete Planungsleitlinien und städtebauliche Ziele vorgegeben. Die entsprechenden Beschlüsse wurden im Februar 2020 und ergänzend bzw. auch räumlich umfassender im November 2020 gefasst.
In seiner letzten Sitzung des Jahres 2020 befürwortet der Gemeinderat Oberhaching einstimmig die Grundzüge für die Raumprogramme des neuen Schulcampus. Die Bekanntmachung der Planungsleistungen für eine Mehrfachbeauftragung von Architekturbüros erfolgte Anfang 2021. Aus den eingegangenen Interessensbekundungen werden nunmehr sechs Büros ausgewählt, die bis zum Sommer 2020 städtebauliche Entwürfe bzw. Planungskonzepte erarbeiten. Auf Basis dieser Entwürfe wird sodann ein Büro ausgewählt und mit der weiteren Planung des Schulcampus beauftragt. Parallel dazu wird der Bebauungsplan mit intensiver Bürgerbeteiligung entwickelt. In diesem Rahmen sind die entsprechenden Fachgutachten zu erstellen, öffentlich auszulegen und zu erörtern. Auch wenn der Schulzweckverband Bauherr des Schulcampus ist, verbleibt die Planungshoheit selbstverständlich bei der Gemeinde, sodass der Gemeinderat immer ´Herr des Verfahrens` ist und die Öffentlichkeit stets informiert und beteiligt bleibt.
Derzeit laufen Gespräche mit den zuständigen Behörden, bereits für das Schuljahr 2022/ 23 Vorläuferklassen für die Realschule einzuplanen. Diese Vorläuferklassen vor Ort hätten den Vorteil, dass die Schulleitung und dasLehrerkollegium direkt an der Konzeption und Ausstattung der Realschule mitwirken könnten.
Gemäß der planerischen Aufgabenstellung soll der Schulcampus im Hinblick auf die CO2-Effizienz in einer Holz- bzw. Holzhybridkonstruktion geplant werden und u.a. folgende Funktionen und Nutzungen umfassen:
- Fachoberschule für 500 bis 600 Schülerinnen und Schüler
- Vierzügige Realschule für ca. 600 Schülerinnen und Schüler
- Dreifachsporthalle – auch als Versammlungsstätte für außerschulische Veranstaltungen mit ca. 1.500 Besucherinnen und Besuchern.
- Im baulichen Zusammenhang mit der Halle sind außerdem die gemeinsame Mensa sowie Büroflächen für den Zweckverband und Hausmeister zu planen.
- Tiefgarage für ca. 150 PKW (plus oberirdische Radabstellplätze direkt an den Schulen: mindestens 350 für die Realschule, mindestens 200 für die FOS)
Außerdem ist in den Entwürfen der städtebauliche Nachweis für Mietwohnungen im Rahmen von preisgünstigem „Jungem Wohnen“ mit 25 bis 30 Wohneinheiten einzuarbeiten. Auch ein Busterminal ist auf dem Schulgelände einzuplanen. Die Planungsvorgaben der Gemeinde bauen auf eine vor allem fuß- und radläufige Erschließung, bei der die Anbindung an den ÖPNV und die Vermeidung von Individualverkehr berücksichtigt werden.
Planungen
Zur Vergabe der Architektenleistungen wurden nach einem europaweiten Bewerbungsverfahren fünf erfahrene Architekturbüros aufgefordert, ein Angebot abzugeben und einen Lösungsvorschlag einzureichen.
Als Planungsgrundlage für die Mehrfachbeauftragung erhielten die PlanerInnen eine detaillierte Aufgabenstellung, die die schulischen Notwendigkeiten ebenso berücksichtigte, wie die von der Gemeinde im Vorfeld entwickelten Planungsleitlinien zur Ausgestaltung eines Campus, der sich harmonisch in das städtebauliche Umfeld einfügt und zu seiner Umgebung hin offen und durchlässig zeigt.
Am 11. und 12. Mai 2021 hat die Vergabejury, die sich aus den VertreterInnen des Landkreises und der Zweckverbandsgemeinden sowie den Mitgliedern des Oberhachinger Bauausschusses zusammensetzte, die von externen Beratern unterstützt wurden, zunächst die Präsentationen der beteiligten Büros zu deren Konzepten gehört und anschließend in einer intensiven Sitzung eine Bewertung anhand der vorab festgelegten Kriterien vorgenommen.
Bewertet wurden neben den Honorarangeboten und den Personalkonzepten vor allem die Vorschläge der fünf BieterInnen zur städtebaulich-architektonischen Lösung der Planungsaufgabe. Hierbei wurde das Augenmerk gelegt auf die Aspekte:
• Städtebau, Identität, Adressbildung,
• Funktionalität,
• Architektur, Raumqualität,
• Freiraumqualität,
• Realisierbarkeit, Wirtschaftlichkeit,
• Nachhaltigkeit, Ökologie
In der Gesamtbetrachtung aller Kriterien landete das Büro Hirner & Riehl auf dem ersten Rang und hat den Zuschlag für die ausgelobten Planungsleistungen erhalten. Das Modell des Büros Hirner und Riehl aus München sieht einen pavillonartigen Bau vor.
Kosten
Die Kosten für die beiden am Schulcampus anvisierten Schulen verteilen sich auf mehrere Schultern. Die Hauptlast, also Gehälter und Pensionen der Lehrer, trägt der Freistaat Bayern. Nach dem Bayerischen Schulfinanzierungsgesetz tragen die Kommunen und der jeweilige Landkreis den so genannten Sachaufwand.
Für die Fachoberschulen übernimmt der Landkreis alle Kosten zu 100 Prozent, auch die Grundstücks- und Baukosten. Bei Realschulen und Gymnasien trägt der Landkreis den gesamten laufenden Aufwand, wie Strom, Heizung oder Reinigung, den Bauunterhalt und die Verwaltungskosten. Von den Baukosten für die Realschule tragen die Mitgliedsgemeinden des zugehörigen Zweckverbands etwa 30 bis 40 Prozent, aufgeschlüsselt nach den konkreten Schülerzahlen, die aus der jeweiligen Gemeinde kommen. Genaue Berechnungen zu den Kosten für die Realschule können erst seriös erstellt werden, wenn erste Planungen vorliegen.
Überschlägig ergibt sich bei Schulen eine jährliche Belastung von etwa 2.500 Euro pro Schüler, damit bewegen sich die Zahlen in der Größenordnung der übrigen Kinderbetreuung, wie Krippen, Kindergarten und Hort. Selbst wenn die Realschule in einer anderen Gemeinde errichtet wird, trägt Oberhaching die gleichen Kosten, mit dem Nachteil, dass die Oberhachinger Kinder zusätzlich pendeln müssen. Schulen in der Gemeinde erzeugen und bewahren Verbundenheit der Kinder zu ihrer Heimatgemeinde, Freundschaften am Ort, Engagement in den Vereinen oder auch in der Musikschule. Auch der umliegende Einzelhandel, die Bäkcerein, Metzgereien und die Gastronomie profitieren.
Verantwortung und Zukunftschance
„Niemand baut aus Jux und Tollerei oder zur Selbstverwirklichung eine Schule. Es wäre bequemer nichts zu tun. Aber wir tragen Verantwortung für die kommenden Schülergenerationen und für die Kinder in Oberhaching ist das eine tolle Zukunftschance“, betont Bürgermeister Stefan Schelle.
Der Gemeinderat und der Kreistag des Landkreises München haben sich in den vergangenen Jahren einstimmig für einen Schulcampus am Bahnhof Deisenhofen ausgesprochen. „Nun werden wir vernünftig und ohne Hektik im engen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern den Schulcampus planen und Lösungen finden, die zu unserer Gemeinde passen.“